PETG steht als Abkürzung für mit Glycol modifiziertes Polyethylenterephthalat. Wenn du mit Chemie zu tun hast, sagt dir das vielleicht etwas. Aber für alle anderen handelt es sich hier ganz einfach um den weltweit am häufigsten eingesetzten Kunststoff (in Form von PET).

Du findest es in Plastikflaschen, Lebensmittelbehältern, Verpackungen, Spielzeug, Küchenutensilien und anderen üblichen Kunststoffprodukten. Darüber hinaus kann dieser recycelbare Kunststoff spritzgegossen, geblasen, tiefgezogen, gebogen, geschnitten und seit einigen Jahren auch 3D-gedruckt werden.

Wir werden in diesem Artikel jetzt nicht ins Detail gehen, was chemisch hinter PETG steckt, sondern uns auf den 3D-Druck konzentrieren, wo es als Filament eingesetzt wird. Es gibt viele großartige Filament-Optionen, aber um die richtigen Einstellungen für einen perfekten Druck zu finden, muss man möglicherweise etwas nachjustieren.

In diesem Artikel erfährst du alles, was du wissen musst, um die bestmöglichen PETG-Drucke zu erzielen. Von den Einstellungen deines Druckers bis hin zu Tipps zum Schneiden – wir haben alles für dich.

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PETG Drucken: Die perfekten Druckeinstellungen

Achtung: Zum Experimentieren wird geraten!

Bild von: Achtung: Zum Experimentieren wird geraten!
It's possible to 3D print a PETG bottle (Source: Djanba via MyMiniFactory)

PETG ist ein vielseitig einsetzbares Material und besitzt gute mechanische und visuelle Eigenschaften. Bevor wir nun Druck-Tipps loslassen, hier ein paar Materialeigenschaften:

  • Glasübergangstemperatur: ca. 80 °C
  • Dichte: 1,27 g/cm3 (höher als die von PLA und ABS)
  • Beständig gegen die meisten Chemikalien (wie Säuren, Alkali und Lösungsmittel)

Aber es ist nicht einfach zu drucken, insbesondere für Einsteiger. Man findet unzählige Tipps und Tricks im Internet für verschiedene Einstellungen, die sich möglicherweise auch widersprechen. Fakt ist, dass bestimmte Einstellungen, die für den einen Drucker funktionieren, nicht unbedingt auch für andere Drucker passen. Ganz oft musst du bestimmte Druckparameter nach Austausch der PETG-Spule anpassen.

Bei PETG ist eins ganz sicher: Es geht nicht ohne Experimentieren, wenn du die besten Einstellungen für deinen Drucker herausfinden willst. Dieser Artikel dürfte dir dafür einen guten Ausgangspunkt bieten.

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PETG Drucken: Die perfekten Druckeinstellungen

Druckbetteinstellungen

Some materials can get too attached, especially with glass beds
Some users find PETG can get too attached to glass beds (Source: pagonda via Reddit)

Jetzt mal ganz von vorne: Stelle sicher, dass dein Druckbett nivelliert und sauber ist.

Wenn du bisher mit PLA oder ABS gedruckt hast, weißt du, dass der Abstand zwischen Extruderdüse und Druckbett klein sein muss. Bei PETG ist das anders: Hier wird einer größerer Abstand benötigt. Wenn du für die Einstellung des Abstands zwischen Druckbett und Extruderdüse bei PLA ein einziges Blatt Papier brauchst, so sind es drei bei PETG.

Du kannst zwar auch ohne beheiztes Druckbett mit PETG drucken, aber wir empfehlen es dir trotzdem. Die meisten Hersteller empfehlen Temperaturen zwischen 50 und 80 °C. Beginne bei 70 °C und erhöhe bei Problemen mit der Druckbetthaftung die Temperatur peu à peu.

Es wäre ratsam, einen Klebstoff – wie zum Beispiel einen Klebestift oder Bluetape – auf deinem Druckbett anzubringen, vor allem, wenn es aus Glas ist. Du solltest den Druck vor dem Entfernen abkühlen lassen.

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PETG Drucken: Die perfekten Druckeinstellungen

Temperatur, Rückzug & Stringing

PETG has a tendency to string
PETG has a tendency to string (Source: SalientOmnivore via Reddit)

Die Einstellungen für Temperatur und Rückzug beim Drucken von PETG hängen ganz eng zusammen. Sehen wir uns diese Punkte mal im Einzelnen an:

Temperatur

PETG wird üblicherweise mit einer Temperatur zwischen 220 °C und 255 °C gedruckt. Doch bevor du deine Extruderdüse vorheizt, denke daran, dass für die in den Hotends verbauten PTFE-Schläuche Temperaturen bis maximal 250 °C vorgesehen sind – alles, was höher ist, beschädigt das Hotend.

Die Temperatur der Extruderdüse spielt eine entscheidende Rolle für die Druckqualität. Sind die Temperaturen zu hoch, führt das zu Fadenbildung (Stringing) und Tropfenbildung (Oozing), bei zu niedrigen Temperaturen aber, fängt dein Extruder an zurückzuspringen.

Hier ist ein einfacher Test, um herauszufinden, ob die Hotend-Temperatur in Ordnung ist: Starte mit einer Temperatur von 220 °C und führe ein paar Testdrucke durch. Treten beim Drucken Klopfgeräusche auf, springt dein Extruder zurück und du solltest die Temperatur der Extruderdrüse um 5 °C erhöhen. Wiederhole den Test so lange, bis dein Extruder nicht mehr zurückspringt.

Wie bereits erwähnt, kann es bei hohen Temperaturen zu Faden- und Tropfenbildung kommen. Und da PETG ein sehr stabiles und elastisches Material ist, sind die Fäden nur schwer zu entfernen. Wenn du die unterste Temperatur gefunden hast, bei der der Extruder nicht mehr zurückspringt, aber weiterhin Fadenbildung auftritt, solltest du versuchen, deine Rückzugseinstellungen anzupassen.

Rückzug

Hier sind hohe Geschwindigkeiten kontraproduktiv: Bei ABS und PLA kann das funktionieren, bei PETG aber nicht. Setze die Rückzugsgeschwindigkeit auf ca. 25 mm/s – das gilt für einen Bowden-Extruder als auch für Direct-Drive-Extruder. Der Rückzugsweg sollte für Bowden-Extruder auf ungefähr 6 oder 7 mm eingestellt werden, für Extruder mit Direktantrieb auf 3 oder 4 mm. Bei PETG ist die Rückzugsgeschwindigkeit wichtiger als der Rückzugsweg. Sollte immer noch Tropfen- und Fadenbildung auftreten, verringere die Rückzugsgeschwindigkeit.

Sollte es nach wiederholter Anpassung der Einstellungen immer noch zum Rückzug kommen, kannst du auch die Filamentspannung überprüfen und nachsehen, ob bei deinem Extruder alles fest an Ort und Stelle sitzt. Du solltest das Filament nicht so einfach herausziehen können.

Ein weiterer Parameter, die eine Tropfenbildung reduziert, ist die Einstellung der Fahrgeschwindigkeit. PETG neigt dazu, von der Spitze der Extruderdüse zu tropfen, besonders wenn die Temperatur der Düse hoch ist. Um dies zu verhindern, versuche die Fahrgeschwindigkeit so hoch wie möglich einzustellen.

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PETG Drucken: Die perfekten Druckeinstellungen

Ventilatorgeschwindigkeit & Kühlung

A part-cooling fan keeping things cool
A part-cooling fan keeping things cool (Source: Adafruit via Pinshape)

PETG kann man recht problemlos ohne Ventilator drucken. Im Gegensatz zu anderen Materialien, für die während des Druckens ein Ventilator nötig ist, kann man PETG tatsächlich besser ohne drucken. Solltest du Risse und Delaminierung bei deinen Drucken feststellen, schalte den Ventilator aus, da das Drucken ohne Ventilator die Schichthaftung verbessert.

Modelle mit kurzen Aushärtungszeiten der Schichten können jedoch auch von ein wenig Kühlung profitieren. Du solltest den Ventilator auf einen Wert zwischen 20 und 50 % stellen, damit die Schichten abkühlen können. Ventilatoren können auch dann nützlich sein, wenn du mehr Druckdetails wünscht oder Brücken druckst.

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PETG Drucken: Die perfekten Druckeinstellungen

Stützstrukturen

Water-soluble PVA supports make things easy
Water-soluble PVA supports make things easy (Source: UltiMaker)

Da PETG sich durch exzellente Schichthaftung auszeichnet, kann es sehr schwierig sein, Stützstrukturen zu entfernen. Wenn du stolzer Besitzer eines Dual-Extruder-3D-Druckers bist, ist es die beste Option, lösliches Filament, wie z.B. PVA oder HIPS, einzusetzen.

Aber auch wenn dein 3D-Drucker nur einen Extruder hat, ist kein Hopfen und Malz verloren (Z distance). Lasse einen Spalt zwischen der Stützstruktur und deinem Druck. Ein Spalt von 0,1 mm ist ein guter Anfang und führt in der Regel zu guten Ergebnissen. Und genau wie bei allen anderen Parametern probierst du am besten verschiedene Werte aus, um den passenden zu finden.

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PETG Drucken: Die perfekten Druckeinstellungen

Geschwindigkeit

The right print speed can save this octopus from stringing
The right print speed can save this octopus from stringing (Source: CulturalLab via Reddit)

Die Verarbeitung von PETG ist enorm abhängig von der Druckgeschwindigkeit. Wenn du zu schnell druckst, verschlechtert sich die Druckhaftung, springt der Extruder zurück und die Druckqualität geht den Bach runter. Wenn die Druckgeschwindigkeit aber zu langsam ist, sind die Drucke deformiert und es bilden sich Fäden und Tropfen.

Du musst das ideale Zusammenspiel zwischen Drucker und verwendetem Filament finden. Am besten fängst du erstmal mit einer niedrigen Druckgeschwindigkeit an. Wir empfehlen, zunächst mit 15 mm/s zu drucken und die Geschwindigkeit dann nach und nach zu steigern. Die Bewegungsgeschwindigkeit der Leerfahrt sollte bei mindestens 120 mm/s liegen, um eine Tropfenbildung zu vermeiden.

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Lizenz: Der Text von "PETG Drucken: Die perfekten Druckeinstellungen" von All3DP unterliegt der Creative Commons Attribution 4.0 International License.

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