Wenn es um preiswerte 3D-Drucker geht, war der Ender 3 von Creality schon lange einer unser absoluten Lieblinge. Sicher, er ist nicht perfekt. Aber trotz seines geringen Preises von knapp 230 € bietet er ordentlich Bauraum und einen einfachen Aufbau. Außerdem lässt er sich leicht modifizieren und liefert hochwertige Druckergebnisse.
Da der ursprüngliche Ender 3 nun doch schon etwas überholt wirkte, war es höchste Zeit, dass endlich ein direkter Nachfolger entwickelt wurde. Mit dem Ender 3 V2 hat Creality genau das getan. Das Unternehmen nahm die wichtigsten Erkenntnisse des Ender 3 (eine solide Basis für wenig Geld) und baute darauf auf: Einige alte Features wurden verbessert, einige neue wurden hinzugefügt und manche wurden einfach entfernt.
Ohne Frage jedoch ist der Ender 3 V2 der schnittigste Ender aller Zeiten.
Creality sorgt für einen neuen Standard im Bereich der kostengünstigen 3D-Drucker. Der Ender 3 V2 ist wie der Ender 3, allerdings mit aktueller Hardware, wie einem 32-Bit-Mainboard und leisen Schrittmotorentreibern, mit einem wesentlich aufgeräumteren Aussehen und Design sowie mit jeder Menge anderer kleiner Extras.
Die altbekannten Nachteile der Ender-Reihe, wie zum Beispiel die schwer zugängliche Filamentzufuhr, wurden jedoch nicht gelöst. Davon aber mal abgesehen bietet der Ender 3 V2 jede Menge Funktionen, die dem Hype absolut gerecht werden.
Beim Ender 3 V2 wurden die kastenartigen Metalloberflächen versteckt, die wir von vorherigen Ender-3-Modellen kennen. Stattdessen besticht der Ender 3 V2 nun mit kleinen neuen Kunststoffabdeckungen, die dem Drucker trotz der offensichtlichen Plastikoptik das Erscheinungsbild eines Bastelobjekts nimmt, wie es bei seinen Vorgängermodellen ja immer der Fall war. Was nicht heißt, dass der Ender 3 V2 nicht genauso modifizierbar wäre wie seine Vorgänger – es müssen nun zuvor lediglich mehr Kunststoffteile abgeschraubt werden.
Mit diesem neuen Look schaut der Ender 3 V2 nun viel – kann man das so sagen? – professioneller aus. Das bezieht sich nicht auf die Leistung des Druckers, sondern viel mehr darauf, dass all jene, die keine Werkstatt besitzen, in denen all die offen zur Schau gestellten Schrauben, Stangen, Verlängerungen und weiteren Kleinteile nicht weiter ins Gewicht fallen, nun auch ein optisch ansprechendes Gerät ihr Eigen nennen können. Wie bei immer mehr Druckern üblich, wurde das Netzteil in das Fach unter dem Drucker verfrachtet, was ebenfalls zum schlankeren und ordentlicheren Aussehen beiträgt.
Trotz der vielen kleineren Veränderungen ist der Ender 3 V2 im Großen und Ganzen doch nicht viel anders als der Ender 3. Er verfügt über denselben 220 x 220 x 250 mm großen Bauraum, dasselbe einzelne Hotend, das von einem Bowden-Extruder gefüttert wird, dieselbe Offline-Druck-Funktion mittels microSD-Karte und dieselbe manuelle Druckbettnivellierung. Wenn man sich nur die technischen Daten anschaut, stellt man tatsächlich kaum einen Unterschied fest.
Diese Ähnlichkeit kommt auch bei der Druckqualität zum Tragen, die allerdings für ein in etwa 230 € teures Gerät immer noch ziemlich gut ist. Während unseres ausgiebigen Tests des Ender 3 V2 haben wir die meiste Zeit das Standardprofil des Ender 3 Pro in Cura 4.6.1 genutzt, und das zumeist ohne Probleme (sowohl der Rückzug als auch des Verhalten beim Schichtenwechsel benötigen etwas Feinabstimmung, aber ansonsten ist das Profil ein solider Ausgangspunkt).
Ein Druckbett mit einer texturierten Glasoberfläche ermöglicht heutzutage wirklich ein befriedigendes Druckerlebnis, und der Ender 3 V2 steht dem nicht im Wege. Das Filament bleibt haften, wenn es heiß ist, und ist leicht abzunehmen, wenn es erkaltet ist.
Während unseres Tests des Ender 3 V2 war das mit Abstand frustrierendste Erlebnis das Einführen des Filaments. Wir haben gerade den CR-6 SE getestet (bei dem die Filamentzufuhr ein Traum ist), und der Ender 3 V2 kann sich in diesem Punkt gar nicht noch mehr von diesem Drucker unterscheiden. Wir können in keinster Weise nachvollziehen, wieso Creality beim Ender 3 V2 wieder dazu übergegangen ist, die Öffnung für die Filamentzufuhr direkt neben der Leitspule zu platzieren. Die Öffnung ist winzig und es gibt keine Einführschräge, um das Filament einzufädeln, was das Ganze an der eh schon schwierigen Position noch komplizierter macht. Das war schon beim Ender 3 ätzend und das ist es auch beim Ender 3 V2.
Aufgrund der vielen kleinen und unauffälligen Merkmale fühlt sich der Ender 3 V2 doch ziemlich anders an. Die Behauptung, dass viele der vorhandenen Features wegen beliebter Community-Modifikationen hinzugefügt wurden oder auf Vorschlägen der immens großen Fanbase, die Creality sein Eigen nennt, basiert, ist nicht aus der Luft gegriffen. Andere Merkmale jedoch wurden anscheinend einfach aus der Laune der Entwickler heraus hinzugefügt.
Als Beispiel hierfür wäre die Schublade zu nennen. Sie eignet sich zum Aufbewahren von Schneidezangen, Sechskantschlüsseln, Cookies zum in den Kaffe tunken, während man den Drucker startklar macht, microSD-Karten und jeder Menge anderem Krimskrams. Die Schublade stand bei den meisten vermutlich nicht gerade ganz oben auf der Wunschliste, und dennoch ist sie vorhanden. Und der Ender 3 V2 ist diesbezüglich so ziemlich einzigartig.
Weitere neue Elemente sind weniger ausgefallen oder zumindest nicht so anfällig dafür, zweckentfremdet zu werden. Zugspanner sind ein praktisches und einfach zu benutzendes Mittel, mit denen die Lebensdauer des Druckers etwas verlängert werden kann. Zwar heißt das nicht, dass du die Riemen nicht irgendwann doch austauschen musst, aber mit ein paar Mal Nachspannen dann und wann kannst du dafür sorgen, dass dein Drucker in bestem Zustand bleibt.
Außerdem kann das Display nun abgenommen werden, indem man es einfach nach oben schiebt. Hierzu müssen zwei Metallstifte aus der Kunststoffhalterung gezogen werden, die am Rahmen befestigt ist. Wir konnten bei unserem Test keine Anwendung für diese Funktion finden. Angesichts des kurzen Kabels, an dem das Display hängt, gehen wir davon aus, dass das auch auf viele andere Nutzer zutreffen wird. Vielleicht kannst du das Display ja abnehmen und umdrehen, wenn dich dessen Spiegelung nervt?
Das Display sieht aus wie ein Touchscreen, ist aber keiner. Stattdessen verfügt es über ein Scrollrad, mit dem die Navigation auf der Benutzeroberfläche mit seinen großen Schaltflächen vonstatten geht. Leider ist dessen Empfindlichkeit sehr hoch, sodass die Navigation alles andere als flüssig abläuft. Oftmals wählt man eine andere Option aus, als die, die man eigentlich wollte.
Wir sind absolute Fans davon, dass Creality eine Silikonsocke über den Erhitzer gestülpt hat. Ein so kleines Teil wie dieses, das die Extruderdüse vor nervigen kleinen Filamentfäden schützt und so katastrophal lockere Drucke verhindert, kann den Unterschied zwischen einer sauberen Extruderdüse mit einem einzigen Filamentstrang und einem verschmierten und für Blasen sorgenden Ungetüm sein. Es mag vielleicht komisch wirken, ein so kleines Teil so hervorzuheben, aber gerade aufgrund solcher Feinheiten setzt sich der Ender 3 V2 von seiner Konkurrenz ab. Ja, bei den meisten anderen Druckern kann man ein solches Teil für das Hotend separat kaufen, aber wir sind halt nun mal faul. Und bei den meisten anderen Druckern ist ein solches Teil eben kein Standard. Punkt für Creality.
Der Ender 3 V2 genießt auch die Vorteile des 32-Bit-Mainboards (Version 4.2.2) von Creality, das zusammen mit den bereits installierten TMC2208-Schrittmotorentreibern geliefert wird. Diese kleinen Chips steuern die Leistung der Schrittmotoren, die wiederum für die Bewegung des Druckers zuständig sind. Sie erzielen feinere und gleichmäßigere Bewegungen in den Motoren, die somit nicht nur für gleichmäßigere Drucke sorgen, sondern den gesamten Druckvorgang unfassbar leise machen. Das Einzige, was du hören wirst, sind die Belüftung und die leisen Geräusche, die entstehen, wenn das Druckbett und der Druckkopf die Richtung ändern. Zwar ist das im Druckerportfolio von Creality keine Neuheit, doch in der Ender-3-Reihe kannte man das bislang noch nicht.
Bei unserem Test des Ender 3 V2 hat uns eigentlich kaum etwas überrascht. Die Drucke sind durchgängig gut gelungen – mindestens so gut wie bei seinen Vorgängern, wenn nicht sogar besser, was an der besseren Hardware wie zum Beispiel den neuen Schrittmotorentreibern liegt.
Creality war schon immer relativ gut darin, Firmware-Updates für einige ihrer beliebtesten Drucker zur Verfügung zu stellen. Natürlich konnten wir auch nach ein wenig Recherche auf der Webseite des Unternehmens Updates für das Mainboard und das LCD-Display des Ender 3 V2 finden. Dieses Board-Update ist mit Marlin 2.0 kompatibel, was bedeutet, dass die Standard-Hardware des Ender 3 V2 mit neuen Eigenschaften und Verbesserungen aufgewertet werden kann, sobald diese veröffentlicht und von den Nutzern nachgefragt werden.
Kleine Randbemerkung hierzu, weil es allgemein zur Diskussion um die Ender-3-Reihe beiträgt: Creality hat jüngst den Ender 3 und den Ender 3 Pro ebenfalls mit dem 32-Bit-Mainboard in der Version 4.2.2 ausgerüstet. Das könnte bei Eigentümern von neueren Varianten dieser Vorgängermodelle zu einigem Stirnrunzeln führen, denn sie werden nicht mehr so viele Informationen und Tipps zu den alten 8-Bit-Mainboards finden, die dort als Standard verbaut wurden.
Der Ender 3 V2 setzt einen neuen Maßstab im Bereich der kostengünstigen 3D-Drucker, ganz genauso wie dies das Ender-3-Modell getan hat, das vor ihm kam.
Es wäre ein Leichtes gewesen, unfassbare hohe Erwartungen zu haben, wenn man sich einmal den Hype ansieht, den Creality heutzutage zuhauf einheimst. Wenn wir jedoch auf dem Boden der Tatsachen bleiben, so können wir sagen, dass der Ender 3 V2, der ja nach wie vor einer der kostengünstigsten 3D-Drucker aus dem Hause Creality ist, ein echtes Power-Gerät ohne viel Schnickschnack ist.
Er wird dich nicht mit futuristischen Ambitionen und Eigenschaften, die auf dem allerneuesten Stand der Dinge sind, vom Sockel hauen (so wie das vermutlich beim CR-6 SE der Fall sein wird). Und er ist definitiv nicht perfekt. Das sind die wenigsten Drucker. Aber der Ender 3 V2 profitiert von einer Vielzahl kleiner, aber nützlicher Verbesserungen, die den Drucker unserer Meinung nach zu einem lohnenswerten Upgrade machen.
In Sachen Abmessungen entspricht der Ender 3 V2 zwar dem Ender 3 und dem Ender 3 Pro, doch er unterscheidet sich durch seine Ausstattungsmerkmale.
Das bemerkenswerteste neue Ausstattungsmerkmal beim V2 ist das gehärtete, mit „Karborund“ (Siliziumkarbid) beschichtete Glasdruckbett. Dies ist eine willkommene Abwechslung zum abnehmbaren, magnetischen und beheizten Druckbett des Ender 3 Pro, bei dem des Öfteren im Laufe der Zeit Rückstände übrig blieben, was wiederum häufig zu unsauberen ersten Schichten führte.
Das Glasdruckbett ist auf der Aluminiumplatte befestigt. Dies sollte generell für eine größere Haftung sorgen, die Oberfläche glatter machen und das Abnehmen der fertigen Drucke wesentlich vereinfachen.
Creality ist stolz auf sein neues Ausstattungsmerkmal: Ein selbst entwickeltes, „leises“ 32-Bit-Motherboard mit einem 2560er Chipsatz, mit dem der Geräuschpegel des Druckers auf erstaunliche 50 Dezibel gesenkt wird. Das ist in etwa vergleichbar mit dem Geräuschpegel in einem ruhigen Vorort, eines normalen Gesprächs zu Hause oder eines großen elektrischen Transformators in 30 Meter Entfernung. Wir können bestätigen, dass die Motoren viel leiser sind. Problem ist und bleibt die Belüftung des Netzteils beziehungsweise Belüftungen im Allgemeinen.
Bei den meisten Budget-3D-Druckern ist ein billiges LCD-Display eingebaut. Creality überzeugt jedoch mit einem neu entwickelten Farbdisplay und einer neuen Benutzeroberfläche. Allerdings funktioniert die Navigation immer noch mit einem Klickrad, was bei unserem Test jedes Mal wieder für Verwirrung gesorgt hat, wenn wir vergessen hatten, dass das Display eben kein Touchscreen ist.
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War ja zu erwarten, oder nicht? Der direkte Vorgänger des Ender 3 V2, der Ender 3 Pro, kann ebenso gute Druckergebnisse liefern, doch seine Ausstattungsmerkmale schneiden im Vergleich zum V2 etwas schlechter ab.
Der Artillery Genius kostet etwa 15 € mehr als der Ender 3 V2, doch dank seines Extruders mit Direktantrieb und seines Touchscreens unterscheidet er sich doch ziemlich stark vom V2.
Ein Ender 3 V2, der in die Vergangenheit geschickt wurde, um sich selbst aufzuhalten und den Verlauf der Zeit wiederherzustellen … Spaß beiseite – der CR-6 SE ist wirklich eine Überraschung. Er ist Crealitys erster Drucker, der über ein Kickstarter-Projekt finanziert wurde, und sieht aus wie der V2. Er bietet aber mehr Bauraum, sein Extruder wurde an einer besseren Stelle platziert und er verfügt über etwas, das Creality ein revolutionäres automatisches Druckbettnivellierungssystem nennt, sowie viele andere kleine Unterschiede.
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